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Studie: Berichterstattung zum Thema Digitalisierung

Berichterstattung zum Thema Digitalisierung verdoppelt sich in den DAX-Geschäftsberichten – konkrete Projekte werden bei einigen Konzernen seltener

Die Digitalisierung mausert sich in den Geschäftsberichten der DAX-Konzerne immer mehr zum zentralen Thema. Die Informationen zum Thema Digitalisierung in den Geschäftsberichten der DAX-Konzerne hat sich zwischen 2014 und 2016 nahezu verdoppelt, zeigt eine Studie der HTW Berlin in Zusammenarbeit mit der CEBIT. Allerdings hält nicht bei allen DAX 30-Konzernen die Umsetzung von Digital-Projekten mit den digitalen Herausforderungen Schritt. Bei einigen Konzernen geht die konkrete Umsetzung digitaler Projekte zum Teil stark zurück. Ein Rückgang der konkreten Digital-Aktivitäten wurde z.B. bei Lufthansa, Post, Deutsche Börse oder Allianz festgestellt.

„Für uns zeigt die Untersuchung eine konträre Entwicklung“, erläutert Prof. Dr. Julian Kawohl, Inhaber der Professor für Strategisches Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. Es gebe keinen Grund, bei den Digitalisierungsaktivitäten nachzulassen. „Nur mit einer konsequenten Digitalisierung können weltweit operierende Unternehmen konkurrenzfähig bleiben. Wenn die zunehmende Berichterstattung zu Digital-Themen aber nicht mit der realen Entwicklung übereinstimmt, kann das ein falsches Signal an die Anteilseigner sein.“

Zusammen mit seinem Co-Autor Patrick Hüpel wertete Kawohl in Kooperation mit der CEBIT für die Studie die Geschäftsberichte der Jahre 2014 bis 2016 detailliert aus. Um die Digitalisierungs-Aktivitäten qualitativ bewerten zu können, entwickelten die zwei Wissenschaftler eigens für diese Studie den „Digital Index“. Damit werden alle relevanten Aktivitäten herausgefiltert, die Rückschlüsse auf die Wettbewerbsfähigkeit und zur digitalen Ausrichtung der DAX 30 Unternehmen zulassen.

Das Resultat des Gesamt-Rankings: ProSiebenSat.1Media, Deutsche Telekom und Daimler liegen vorne. Zur erweiterten Spitzengruppe zählen Volkswagen, SAP, Commerzbank, Adidas, Continental, Henkel und BMW, die einen überdurchschnittlichen Digital Index (auf Basis besonders vieler relevanter Fundstellen) erzielen. Auf den hinteren Plätzen sieht die Studie die Unternehmen Deutsche Börse, RWE, Vonovia, Fresenius Medical Care, Beiersdorf, HeidelbergCement und Fresenius auf den Schlussplätzen. Bei ihnen wird die geringsten kommunizierten Digitalisierungsaktivitäten nachgewiesen. „Die Analyse bestätigt die grundsätzliche Einschätzung, dass Unternehmen mit Fokus auf den Endkunden auch digital vorne liegen“, kommentiert Kawohl die Ergebnisse.

In der Branchenbetrachtung sind Medien und Telekommunikation an der Spitze, Schlusslichter im Ranking sind die Immobilien-, Medizintechnik- und Rohstoffbranche. „Vorne liegen hier Branchen, die wegen der digitalen Disruption unter starkem Veränderungsdruck stehen und verstärkt digital um ihre Kunden kämpfen müssen“, analysiert Kawohl.

Unterschiede gibt es laut Studie bei den Schwerpunkten der beschriebenen Digital-Aktivitäten. Während die Unternehmen mit dem höchsten Digitalisierungsgrad den Schwerpunkt auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle legen, transformieren die Konzerne mit dem niedrigsten Aktivitätslevel in erster Linie ihre interne Organisation und Prozesse. „Die digitalen Frontrunner wollen in erster Linie digitales Neugeschäft erzielen. Die Nachzügler arbeiten hingegen noch verstärkt an IT-Optimierungen ihrer internen Prozesse“, interpretiert Kawohl die Erkenntnisse.

Unter Berücksichtigung des erzielten Umsatzes in 2016 fällt auf, dass die fünf größten Unternehmen, Volkswagen, Daimler, Allianz, BMW und Siemens, derzeit einen stärkeren Fokus auf die digitale Transformation legen. Sie berichten aus diesem Grund konkreter darüber, während die fünf kleinsten Unternehmen, Beiersdorf, Infineon, ProSiebenSat.1 Media, Vonovia und die Deutsche Börse, im Mittel hier deutlich zurückhaltender sind. „Bis auf ProSiebenSat.1 Media werden bei den kleinen DAX-Unternehmen niedrige Digitalisierungsaktivitäten nachgewiesen.“

Schließlich zeigt die detaillierte Analyse auf Basis der Rentabilität, dass die fünf rentabelsten Unternehmen sogar einen über 50% höheren Digital Index erzielen, als die fünf unrentabelsten Unternehmen des DAX“, stellt Kawohl fest.

Die Studienautoren empfehlen den Unternehmen, die Digitalisierungsaktivitäten zu erhöhen und gleichzeitig die Berichterstattung darüber konkreter zu gestalten, um die Investoren über die digitale Transformation besser zu informieren. „Unsere Studie konnte zeigen, dass die wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland zwar schon einige konkrete Digitalthemen auf den Weg gebracht haben, insgesamt aber auch noch großen Nachholbedarf haben. Hier weiter voran zu kommen, wird eine der größten Herausforderungen für die kommenden Jahren sein“, fasst Kawohl die Ergebnisse zusammen.