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Skalieren ist das Tool von heute

Skalierende Unternehmen sind attraktiver als stagnierende. Ihr Unternehmenswert steigt und sie erzielen einen höheren Unternehmenspreis.

War es in den Neunzigerjahren angesagt, Produktion und Verwaltung auf Lean zu trimmen und einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) zu unterziehen, so ist es nun an der Zeit, das Unternehmen auf seine Skalierbarkeit zu hinterfragen und zu optimieren. 

Was bedeutet Skalieren?

In der Unternehmenswelt bezeichnet der Begriff Skalierung die Expansionsfähigkeit eines Unternehmens. Er besagt, dass das Unternehmen über ein Geschäftsmodell verfügt, das sich, meist mit wenig zusätzlichem Aufwand, vervielfachen lässt. In den USA zieht das Thema Skalierung dank Firmen wie Apple, Amazon und Co. mit ihren sensationell erfolgreichen Unternehmensstories immer weitere Kreise. Wachstum ist dort cool. Schnell mal eine gute Geschäftsidee im Internet platzieren. Ein bisschen daran schrauben. Möglichst einen klangvollen Investor für das Projekt finden und schon geht´s ab durch die Decke. Weist das Unternehmen dann einen Unternehmenswert von über 1 Milliarde Dollar auf – unabhängig von Umsatz und Gewinn – handelt es sich um ein Einhorn.

Die Strategie der Einhörner

Facebook, Uber und Airbnb sind die bekanntesten Einhörner. Uber ist über 50 Mrd. $ wert. Bei Airbnb lag der Unternehmenswert 2014 bei 10 Mrd $ und nur zwei Jahre später bereits bei 30 Mrd. $ – Wie ist das möglich? Hinter dem Prinzip der Einhörner steckt eine klare Strategie: mit vielen Kunden schnell groß werden, egal, was das an Kapital kostet. Das Ziel ist, den neuen Standard zu setzen und ein Niveau zu erreichen, auf dem andere nicht mithalten können. Der Wert dieser Firmen bemisst sich nach den monatlichen Zuwachsraten ihrer Neukunden. Umsatz und Gewinn sind dabei zweitrangig. Oftmals haben sie den Break-Even Point noch gar nicht überschritten. Das Prinzip dahinter ist riskant. Wenn die Ziele erreicht werden, ist die marktbeherrschende Stellung irgendwann so groß, dass die Konkurrenz die Segel streicht und das Unternehmen attraktive Gewinne schreibt. Wenn nicht, fällt alles in sich zusammen.

Schlechte Karten ohne den Hebel „Skalierung“

Nun schwappt dieser Hype über den Atlantik zu uns herüber. Banken, Investoren und Berater betrachten die Skalierungsfähigkeit des Geschäftsmodells, um die Güte von Unternehmen und Management zu überprüfen. Wer kein durchdachtes, auf Skalierung ausgerichtetes Geschäftsmodell hat, wird argwöhnisch belächelt. Er hat schlechtere Karten bei Finanzierungswünschen und Verkaufsverhandlungen. Ohne den Hebel „Skalierung“ bleibt ein möglicherweise erfolgreiches Unternehmen für Insider dennoch unsexy. Es beflügelt die Erwartungen zu wenig. Auch wenn der starke Mittelstand in Deutschland sein organisches Wachstum lieber aus dem eigenen Cash-Flow finanziert, so zeigt das folgende Beispiel doch, wie gravierend die Skalierungsfähigkeit des Geschäftsmodells den Unternehmenswert beeinflusst.

Beispiel: Spritzguss GmbH

120 Mitarbeiter erzielen einen Umsatz von 20 Mio. Euro mit einer Umsatzrendite von 16 Prozent. Am Stammsitz gibt es ausreichend Kapazitäten, um das Unternehmen bis an die 30 Mio.-Umsatzgrenze heranzuführen. Das Unternehmen wächst jährlich vier Prozent, weil die Rendite wichtiger ist als der Auftrag um jeden Preis. Der Unternehmenswert liegt bei 15 Mio. Euro. Wie denken nun Investoren? Die einen wollen den Einkaufspreis in fünf Jahren am liebsten verdreifacht oder zumindest verdoppelt haben. Letzteres würde einen Umsatz von 40 Mio. Euro bedeuten. Das würde jedoch am vorhandenen Standort mit seinen ausgereizten Kapazitäten logistisch nicht funktionieren. Die anderen Investoren nehmen lieber nur fünf Mio. Euro in die Hand und verteilen sie auf zehn Startups, im Vertrauen darauf, dass mindestens eines von den zehn explodieren wird. Das würde ein Vielfaches des eingesetzten Kapitals zurückspülen. Da diese Haltung mittlerweile allgemein bekannt ist, sinkt der Unternehmenswert bei schwach skalierenden Firmen überdurchschnittlich im Vergleich zu Unternehmen mit höheren Skalierungsmöglichkeiten. In diesem Fall finden sich keine Käufer, die den Wert des Unternehmens bezahlen, weil sie Alternativen haben, die in ihren Augen stärker skalieren. Diese locken mit höheren Erträgen bei weniger finanziellem Aufwand.

Den Unternehmenswert steigern

Was kann der Unternehmer nun tun, um doch noch einen guten Verkaufspreis zu erzielen? Er sollte zunächst ein besser skalierendes Geschäftsmodell mit einer Fünf-Jahres-Perspektive entwickeln. Im Schritt zwei kommen sechs bis zwölf Monate Umsetzung hinzu, um zu belegen, dass der neue Weg funktioniert. Die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells heizt die Fantasie der Käufer an und macht das Unternehmen um Längen attraktiver.

Christian Kalkbrenner
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Autorenvita Christian Kalkbrenner ist Strategieberater aus Überzeugung und zeigt Unternehmen den Weg an die Spitze. Dafür hat er ein eigenes Strategieverfahren entwickelt, den Bambus-Code®, für den er mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ ausgezeichnet wurde.

Für seine Kunden entwirft und begleitet er seit Jahren skalierende Geschäftsmodelle, um deren Umsätze und Gewinne zu vervielfachen. Er ist Vortragsredner und Autor von mittlerweile fünf Managementbüchern und unzähligen Fachartikeln. http://www.ub-kalkbrenner.de