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Sechs wichtige Trends für den Karten- und Zahlungsverkehr

Thomas Gassenbauer, Country Manager Switzerland, Board of Directors, Head of Banking & Insurance Central Europe bei Cognizant
 
Der Markt für Karten- und Zahlungsverkehr ist dynamisch – angetrieben vom Wettbewerb zwischen neuen und etablierten Playern sowie neuen Technologien und Zahlungsmodellen. Sechs Trends werden den Markt mittelfristig besonders prägen. Welche sind das und was bedeuten sie konkret für etablierte Finanzdienstleister, für innovative FinTechs sowie für die Verbraucherinnen und Verbraucher?  
 
Trend #1: Diversifizierung des Zahlungsmarktes
Neue Unternehmen drängen in den Markt und erschüttern das Zahlungsverkehrsökosystem mit Technologien und kundenorientierten Ansätzen. Beispiele sind etwa Open Banking, IoT Payments, digitale Buy-Now-Pay-Later-Modelle (BNPL) sowie Request to Pay (R2P). Längst haben Regulierungsbehörden den Wettbewerb eröffnet und Eintrittsbarrieren für neue Marktteilnehmer wie Fintechs und Big-Tech-Unternehmen wie Apple, Amazon und Google gesenkt. Diese Entwicklung setzt etablierte Banken und Kreditkartenunternehmen zunehmend unter Druck. Die neuen Akteure haben oft agilere Geschäftsmodelle und können Innovationen deutlich schneller einführen als alteingesessene Player.
 
Trend #2: Grenzübergreifende Zahlungen werden einfacher
Der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr, insbesondere im B2B-Bereich, steht vor einem Umbruch. Aktuell sind Zahlungen in grenzüberschreitende Wirtschaftsräume langsam, teuer und weniger transparent als Inlandszahlungen. Regulierungsbehörden arbeiten jedoch bereits an Verbesserungen, um den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr grundsätzlich zu modernisieren. So wird bereits eine Erweiterung des gemeinsamen technischen Standards von ISO 20022 entwickelt, die den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr erheblich verbessern wird. Bis dies allerdings tatsächlich in die Praxis umgesetzt ist, gilt es noch zahlreiche Hindernisse zu überwinden.  
 
Trend #3: Der Wirtschaftsraum Asia Pacific ist Vorreiter
Laut der Cognizant-Analyse 2022 State of Global Payments Industry wächst der asiatisch-pazifische Zahlungsverkehr jährlich um mehr als 8 Prozent. Das ist ein deutlich stärkeres Wachstum im Vergleich zu anderen Regionen wie dem Nahen Osten, Afrika, Nordamerika und Europa. Westliche Länder fallen zurück, da das Ersetzen ihrer bereits bestehenden Zahlungsverkehrsinfrastrukturen mit hohen Kosten verbunden ist. Weniger entwickelte Länder haben hier einen klaren Vorteil, da sie ohne Altlasten Innovationen schneller umsetzen können. Plattformen wie RuPay in Indien und UnionPay in China erweitern ihre Kapazitäten; manche Länder führen Programme zur Finanzinklusion und Beschleunigung des Zahlungsverkehrs ein. Insgesamt wird das Wachstum im asiatisch-pazifischen Raum den Markt für Karten- und Zahlungsverkehr weltweit beflügeln.
 
Trend #4: Die Big Techs drängen auf den Markt
Big-Tech-Unternehmen wie Google, Apple oder Amazon haben Einfluss auf die Zahlungsabwicklung und somit das Potenzial, traditionelle Akteure zu verdrängen. Innovationen wie digitale Geldbörsen (Wallets) verändern die Zahlungsverkehrslandschaft grundlegend: Sie bieten der Kundschaft einfache digitale Zahlungsmöglichkeiten. Traditionelle Player müssen entscheiden, ob sie direkt konkurrieren oder mit den Big Techs partnerschaftlich zusammenarbeiten wollen, um ihre Umsatzkanäle zu erweitern. Gleichzeitig ist es dabei sowohl bei eigenen Entwicklungen als auch in Kooperationen mit den Big Techs unerlässlich, alle Datenschutz- und Privacy-Vorgaben lückenlos zu erfüllen. 
 
Trend #5: Super-Apps gewinnen an Bedeutung
Laut BankMyCell nutzen weltweit fast sieben Milliarden Menschen, also in etwa 86 Prozent der Weltbevölkerung, Smartphones. Die Nachfrage nach mobilen Lösungen, insbesondere im Zahlungsverkehr, steigt daher kontinuierlich. In Asien gewinnen datengesteuerte Super-Apps wie WeChat immer mehr an Einfluss und ermöglichen es Kunden, fast alles per Smartphone zu kaufen oder zu buchen. Unternehmen weltweit versuchen, den Erfolg von Super-Apps mittels einer aggressiven Strategie nachzuahmen. Neben lokal unterschiedlichen Datenschutzanforderungen erschweren jedoch teilweise auch unterschiedliche Bankvorschriften diese Vorhaben und machen eine enge Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden und Technologieunternehmen erforderlich.
 
Trend #6: Transaktionen im virtuellen und physischen Raum
Effiziente Zahlungslösungen müssen Geschwindigkeit, Kosten, Sicherheit und Komfort ausbalancieren und ortsunabhängig nutzbar sein. Die Entwicklung geht dabei von physischen zu virtuellen Räumen. Der Erfolg des künftigen Zahlungsverkehrs besteht darin, dass er optimal in die Customer Journey integriert und für den Kunden quasi unsichtbar wird. Kryptowährungen sind als Alternativen zu Fiat-Währungen in bestimmten Volkswirtschaften beliebt, gelten aber in den meisten entwickelten Volkswirtschaften als Grauzone. Dennoch investieren viele Regierungen weiterhin in digitale Zentralbankwährungen. Ein aktuelles Beispiel ist die Diskussion rund um den Swisscoin in der Schweiz. Aber auch Banken wollen Kryptowährungen vermehrt in ihr Portfolio aufnehmen. 
 
Insgesamt lässt sich sagen, dass sich der Zahlungsverkehrsmarkt in einem starken Wandel befindet. Neue Unternehmen drängen in den Markt und bringen innovative Technologien und kundenorientierte Ansätze mit sich. Regulierungsbehörden arbeiten daran, den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zu verbessern und die Modernisierung voranzutreiben. Der asiatisch-pazifische Raum gilt als Vorreiter in diesem Bereich, während Big-Tech-Unternehmen und Super-Apps eine immer größere Rolle spielen. Effiziente Zahlungslösungen müssen sich gleichermaßen im virtuellen und physischen Raum bewegen und in die Kundenerfahrung integriert werden. Es bleibt spannend, zu sehen, wie sich der Zahlungsverkehrsmarkt in Zukunft entwickeln wird und welche Innovationen noch kommen werden.
 
Über Thomas Gassenbauer, Head of Banking & Insurance Central Europe sowie Managing Director Schweiz bei Cognizant
 
Thomas Gassenbauer ist Mitglied des Central Europe Leadership Teams von Cognizant und verantwortet dort als Head of Banking & Insurance Central Europe das Geschäftsfeld „Banken und Versicherungen“ sowie als Managing Director Schweiz sämtliche Geschäftsaktivitäten in der Schweiz. Er hat seinen beruflichen Hauptsitz in Zürich. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in der Beratung von Kunden in den Bereichen Technologie- und Dienstleistungsvertrieb, Business Process Outsourcing (BPO) sowie IT-Outsourcing (ITO) bis hin zur Servicebereitstellung ist Gassenbauer ein anerkannter Experte auf seinem Gebiet. Bevor er zu Cognizant kam, arbeitete er bei IBM als Global Client Director for Financial Services und war für einen der größten globalen Kunden von IBM verantwortlich. Vor seiner Tätigkeit bei IBM war er 11 Jahre lang in verschiedenen Positionen im Bereich IT-Engineering und -Services bei Novartis sowie im Gesundheitswesen tätig. Gassenbauer hat einen Master-Abschluss (MA) in Business and Economics an der Universität Basel und ist Absolvent der London Business School sowie des Swiss Finance Institute. Er ist bekannt für seine Führungsqualitäten und seine Fähigkeit, erfolgreiche Geschäftsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. In seiner Freizeit interessiert sich Gassenbauer für Wissenschaft und Technik, Fotografie, Sport und Kochen. 
Über Cognizant
Cognizant (Nasdaq: CTSH) entwickelt moderne Unternehmen. Wir helfen unseren Kunden, Technologien zu modernisieren, Prozesse neu zu gestalten und Erfahrungen zu transformieren – damit sie in unserer sich schnell verändernden Welt an der Spitze bleiben. Gemeinsam verbessern wir das tägliche Leben. Weitere Informationen unter www.cognizant.com oder @cognizant.