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Verarbeitendes Gewerbe: Geschäftsklima auf neuem Höchststand

ifo Konjunkturperspektiven 07/2017 44. Jahrgang

I.
Die seit Beginn des Jahres anhaltende positive Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe setzte sich im Juli fort. Angetrieben von den erneut günstigeren Urteilen zur aktuellen Geschäftslage erreichte der Klimaindikator den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.
Auch in allen zugehörigen Hauptgruppen verbesserte sich das Geschäftsklima. Für die kommenden Monate rechneten die befragten Unternehmen – trotz der ohnehin sehr guten Ausgangslage – mit weiteren Geschäftszuwächsen. Dabei wurden speziell auf den ausländischen Märkten Wachstumspotenziale ausgemacht.
Mit den Auftragsbeständen zeigten sich die Unternehmen weiterhin sichtlich zufrieden, und auch die Kapazitätsauslastung lag mit 86,7% deutlich oberhalb des Vorjahreswerts. Bei unverändert niedrigen Lagerüberhängen wurden die Produktionspläne erneut angehoben.

II.
Das Geschäftsklima im Bereich der Druckerzeugnisse, das sich im ersten Halbjahr 2017 recht volatil präsentiert hatte, verbesserte sich zuletzt wieder. Laut amtlicher Statistik waren die Umsätze im Mai geringer als im Vorjahresmonat, die Geschäftslageurteile waren jedoch per Saldo in beiden Monaten beinahe identisch, und auch im Juni gab es keine Verbesserung. Erst im Juli nahmen die positiven Stimmen deutlich zu, was sich vermutlich auch in den offiziellen Zahlen widerspiegeln wird. Die Kapazitätsauslastung
lag, genauso wie die Auftragsreserven, auf dem guten Niveau des Vorjahres. Bei aktuell vorherrschenden Lagerengpässen wurden entsprechend häufiger Produktionsausweitungen geplant. Im Mai 2018 wird die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) in Kraft treten, die den ordnungsgemäßen Umgang mit Daten regeln soll. Eine vollständige und transparente Einhaltung dieser EU-Datenschutz-Verordnung könnte den Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Es ist noch zu früh, um abzuschätzen,
ob dies auch auf die Umfrageteilnehmer des Druckgewerbes zutreffen wird. Für das kommende Halbjahr jedenfalls schätzten die Unternehmen ihre Entwicklung verhalten ein, Geschäftssteigerungen wurden keine erwartet. Im Exportgeschäft wurde wieder sichtlich häufiger mit Zuwächsen gerechnet.

III.
Das Geschäftsklima in der Branchengruppe Herstellung von Glas, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden bewegte sich – trotz des leichten Rückgangs im Juli – im ersten Halbjahr 2017 insgesamt auf einem überaus hohen Niveau. Die Branche profitiert derzeit vom Boom in der Bauwirtschaft, einem der wichtigsten Abnehmer ihrer Produkte. Es muss jedoch auch erwähnt werden, dass dies nur auf einen Teil dieser heterogenen Gruppe zutrifft. Ein weiterer wichtiger Abnehmer ist die Stahlindustrie, die sich jedoch
derzeit in einer globalen Krise befindet. Im Mittel der gesamten Branche nahmen die positiven Stimmen hinsichtlich der momentanen Geschäftslage zwischen Januar und April dieses Jahres kontinuierlich zu. Im darauf folgenden Monat konnte der Spitzenwert nicht gehalten werden, und der Lageindikator bewegte sich seitdem auf hohem Niveau seitwärts. Bei einem im Vergleich zum Vorjahr höheren Kapazitätsauslastungsgrad stiegen die Auftragsreserven. Auch die Urteile zu den Auftragsbeständen waren sichtlich günstiger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Entwicklung im kommenden Halbjahr blickten die Teilnehmer überaus positiv entgegen, wenngleich am aktuellen Rand die Aussichten nicht mehr ganz so zuversichtlich eingeschätzt wurden wie zuletzt.
Auch die Exporterwartungen beurteilten die Unternehmen günstig, trotz eines leichten Rückgangs wurden weiterhin Wachstumspotenziale auf den ausländischen Märkten ausgemacht. Den Ergebnissen der ifo-Konjunkturumfrage zufolge wurde die Produktion seit über einem Jahr gesteigert, für die nächsten Monate war jedoch bis auf weiteres keine Produktionsanhebung geplant.

IV.
Das Geschäftsklima im Bereich Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen verbesserte sich nach dem Rückgang vom Vormonat wieder. Trotz der aktuellen Diskussion über Fahrverbote in deutschen Innenstädten erreichten die Urteile zur aktuellen Lage den höchsten Saldenwert seit 1991. Der Blick auf die Entwicklung in den kommenden Monaten war zwar sichtlich verhaltener als zuletzt, die Unternehmen erwarteten aber weiterhin einen günstigen Verlauf. Inwieweit sich die kartellrechtlichen Vorwürfe auf das Antwortverhalten der Branche auswirken werden, ist erst in den nächsten Monaten abzuschätzen, da die Juli-Umfrage beim Bekanntwerden der Vorwürfe schon größtenteils abgeschlossen war. Den Umfrageergebnissen zufolge blieb die Nachfrage die letzten Monate dynamisch, was sich auch an den positiven Urteilen hinsichtlich der Auftragsbestände zeigte. Die Exportquote war 2016 zwar etwas geringer als 2015, mit knapp 77% spielt der Auslandsabsatz jedoch weiterhin eine zentrale Rolle für die Branche.
Laut Verband der Automobilindustrie (VDA) nahm die Ausfuhrtätigkeit in der ersten Jahreshälfte dieses Jahres bei den Pkws leicht zu, während sie im Nutzfahrzeugsektor abgenommen hat. Die Ergebnisse der ifo Konjunkturumfrage lassen erkennen, dass die Teilnehmer über die gesamte Branche hinweg für die kommenden Monate erneut sichtlich mehr Wachstumschancen auf den ausländischen Märkten ausmachen konnten. Die Kapazitätsauslastung war mit 91% geringer als vor Jahresfrist, was sich auch in der  niedrigeren Produktion für das erste Halbjahr 2017 zeigte. Die Produktionspläne der befragten Unternehmen wurden jedoch zum vierten Mal in Folge angehoben.